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BasisBibel Textbeispiele

Die BasisBibel Übersetzung anhand von drei Textbeispielen

Lernen Sie die Eigenart der BasisBibel an drei Beispielen kennen.

Gliederung in Sinnzeilen am Beispiel von Josua 5,6

Die Übersetzung der Lutherbibel folgt in Josua 5,6 der grammatischen Struktur des hebräischen Ausgangstextes. Dadurch kommt es zu einem Satzgebilde, das aus 65 Wörtern besteht, 11 Kommata und 1 Semikolon enthält:

Denn die Israeliten wanderten vierzig Jahre in der Wüste, bis es mit dem ganzen Volk, den Kriegsmännern, die aus Ägypten gezogen waren, zu Ende gegangen war, weil sie der Stimme des HERRN nicht gehorcht hatten; wie denn der HERR ihnen geschworen hatte, sie sollten das Land nicht sehen, das der HERR, wie er ihren Vätern geschworen hatte, uns geben wollte, ein Land, darin Milch und Honig fließt.

Dieser Satz ist sehr schwer verständlich. In der BasisBibel ist jedoch ein solcher Satz gar nicht möglich, weil ihre Satzlänge in der Regel auf 16 Wörter beschränkt ist. Sie muss hier also einen neuen Weg gehen. Daher wird schon beim Übersetzen der Text in Sinnzeilen gegliedert und in kurze Sätze aufgeteilt. Auf diese Weise gelingt es, den Leser bzw. die Leserin Schritt für Schritt durch den Text zu führen. Inhaltlich geht nichts verloren, aber der Vers Josua 5,6 wird transparenter und lässt sich leichter auffassen:

40 Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste.
Dann waren alle Kriegsleute weggestorben,
die ganze Generation, die aus Ägypten ausgezogen war.
Denn sie hatten dem HERRN nicht gehorcht.
Und so hatte der HERR ihnen geschworen,
dass sie das Land nicht sehen werden.
Doch was er ihren Vorfahren geschworen hatte,
daran hielt der HERR fest:
nämlich dass er uns ein Land geben wird,
in dem Milch und Honig fließen.

Der Vergleich beider Übersetzungen zeigt, dass die BasisBibel Übersetzung in gleicher Weise dem Urtext nahesteht, aber lesefreundlicher und verständlicher dargeboten wird.

Lineare Informationsvermittlung am Beispiel von Jona 1,1-3

Erzähleinleitungen sind besonders interessant, weil es bei der Übersetzung darum geht, die Leserin bzw. den Leser gleich auf die richtige Spur zu setzen. Bei der Fülle an neuen Informationen ist auch eine lineare Informationsvermittlung wichtig, die schrittweise in die Erzählung hineinführt. Hinzu kommt, dass Erzähleinleitungen auch Informationen enthalten, die nicht ausdrücklich mitgeteilt werden, aber als selbstverständlich vorausgesetzt sind (implizite Information). Die Erzähleinleitung zum Jonabuch lautet in der Lutherbibel:

Es geschah das Wort des HERRN zu Jona, dem Sohn Amittais: Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen. Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem HERRN nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weit weg vom HERRN.

Wer die Geschichte kennt, kommt damit zurecht. Aber die entscheidende mitgedachte Information, dass die Stadt Ninive im Osten liegt, die Stadt Tarschisch jedoch entgegengesetzt im Westen, muss man sich zusammenreimen. Der Leser bzw. die Leserin merkt nur an dem »aber« in »aber Jona machte sich auf«, dass mit der Ausführung des Auftrags irgendetwas nicht stimmt. Auch wundert man sich, dass Jona nach Tarschisch fliehen will, aber nach Jafo kommt. Und bei »mit ihnen« fehlt das Bezugswort, sodass offenbleibt, mit wem Jona seine Reise antritt. Das sind sicher Kleinigkeiten, aber in der Summe hemmen sie den Lesefluss, statt den Leser bzw. die Leserin in die Erzählung hineinzuziehen. Die BasisBibel übersetzt wie folgt:

Das Wort des HERRN kam zu Jona,
dem Sohn des Amittai:
»Auf! Geh nach Ninive, in die große Stadt,
und rede ihr ins Gewissen!
Ihr böses Tun ist mir zu Ohren gekommen!«
Da machte sich Jona auf den Weg,
aber genau in die andere Richtung.
Er wollte vor dem HERRN nach Tarschisch fliehen.
Als er in die Hafenstadt Jafo kam,
lag dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr.
Er zahlte den Fahrpreis und stieg ein,
um mit den Seeleuten nach Tarschisch zu gelangen.
So glaubte er, dem HERRN aus den Augen zu kommen.

Die entscheidende mitgedachte Information (Ninive – Tarschisch) wird in der Übersetzung ausdrücklich mitgeteilt. Um seinen Auftrag auszuführen, macht sich Jona auf den Weg, »aber genau in die andere Richtung«. Jetzt ist die Neugier geweckt. Jona kommt »in die Hafenstadt« Jafo. Jetzt ist man gleich am richtigen Ort. Jona begibt sich unter die »Seeleute«. Damit ist der Fortgang der Erzählung gut vorbereitet. Schließlich benennt die BasisBibel ausdrücklich die Intention: Jona meinte, dass Gott ihn und seinen Auftrag vergisst, wenn er sich nur weit genug entfernt. Sofort steht die Frage im Raum: Wird ihm das gelingen? Und schon ist man im Lesefluss. Im Blick auf die Fassung der BasisBibel muss jedoch ein Missverständnis ausgeräumt werden, nämlich dass die Übersetzung zusätzliche Erklärungen in den Text hineintrage. Das ist nicht der Fall. Die BasisBibel formuliert nur ausdrücklich, was an mitgedachten Informationen bereits im Text enthalten ist.

Poesie am Beispiel von Psalm 150,6

In der BasisBibel sind alle Bücher der hebräischen Dichtung in poetischer Gliederung abgedruckt (gegenüber der Lutherbibel also auch die Hiobdichtung, die Sprüche, das Hohelied und die Klagelieder). Dadurch tritt vor allem das wichtigste Kennzeichen der hebräischen Poesie hervor, die parallele Aussage (sog. Parallelismus membrorum). Man versteht darunter eine aus zwei Hälften bestehende Aussage, die inhaltlich aufeinander bezogen sind und zusammen einen Gedanken zum Ausdruck bringen. Auch das Beispiel von Psalm 150,6 bietet eine parallele Aussage. Martin Luther hat sie in unübertroffener Weise übersetzt:

Alles, was Odem hat, lobe den HERRN!
Halleluja!

Die BasisBibel kann dieser Übersetzung allerdings nicht folgen, weil das Wort »Odem« heute nicht mehr verstanden wird und nur noch bibelsprachlich Verwendung findet. Man könnte nun das Wort »Odem« mit »Atem« wiedergeben, aber damit ginge die Tiefendimension der Übersetzung Martin Luthers verloren. Denn die Wortschöpfung »Odem« meint ja im Unterschied zum allgemeinen Atem den von Gott gegebenen und uns von Sekunde zu Sekunde am Leben erhaltenden Atemhauch. Alle Geschöpfe und auch wir Menschen haben das Leben von Gott, woran uns jeder Atemzug erinnert. Deshalb können wir Gott nur angemessen begegnen, indem wir ihn preisen. Die Lutherübersetzung besitzt also eine ihr unterlegte Sinnbewegung: Gott schenkt Leben (von Gott zum Menschen hin), und die Geschöpfe danken es ihm (vom Menschen zu Gott hin). Eine moderne Bibelübersetzung, die sich mit der Lutherübersetzung messen lassen will, muss eben diese Sinnbewegung zum Ausdruck bringen. Deshalb übersetzt die BasisBibel wie folgt:

Alles, was lebt durch Gottes Atem,
antworte dem HERRN mit Lobgesang!
Halleluja!

Durch die erste Zeile wird der Sinngehalt des Wortes »Odem« angemessen und verständlich wiedergegeben. Es ist Gottes Atem, der uns das Leben gibt und uns am Leben erhält. Die zweite Zeile bringt die benannte Sinnbewegung zum Ausdruck, indem sie den Antwortcharakter des Lobens hervorhebt. Dazu wird das Verb »loben« durch »antworten … mit Lobgesang« umschrieben. Das ist nicht wortwörtlich, aber textgetreu und ergibt darüber hinaus einen guten Rhythmus. Die BasisBibel setzt damit einen pointierten Abschluss des Psalters.

die-Bibel.dev.4.18.14
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